Ausweichverkehr durch Wassen UR: Stockt es auf der Autobahn, fahren Ferienreisende den Menschen in den Bergdörfern mitten durchs Leben.
Der Ferienstau am Gotthard ist kein echtes Problem, sondern ein Ausdruck übersteigerter Komfortansprüche. Während Reisende über Wartezeiten klagen, tragen die Menschen in den Alpentälern die wahren Lasten des Transit verkehrs.
db. Jedes Jahr wiederholt sich über den Sommer das gleiche Ritual: Medien berichten im Halbstundentakt über den Stau am Gotthard, als handle es sich um ein nationales Drama. Die Ferienreisenden in ihren vollgepackten Autos werden zu tragischen Figuren stilisiert. Doch das wahre Leid spielt sich nicht in den Blechkolonnen, sondern entlang der Transitachsen ab. In Uri, im Tessin oder in Graubünden, wo der Verkehr durch Dörfer und Täler donnert und den Alltag der Bevölkerung massiv beeinträchtigt.
Rösti ignoriert Verfassungsauftrag
Der Alpenschutzartikel verpflichtet den Bund, die Alpen vor den negativen Folgen des Verkehrs zu schützen. Doch Bundesrat Rösti und das ASTRA bleiben untätig. Etwas Hoffnung macht der Nationalrat: Im Mai hat er zwei Motionen zugestimmt. Einerseits soll den Kantonen ermöglicht werden, bei Überlastung die Kantonsstrassen entlang der A2 und A13 temporär für Ausweichverkehr zu sperren. Andererseits sollen Navigationsanbieter verpflichtet werden, temporäre Fahrverbote abzubilden. Im Herbst kommen die Vorstösse in den Ständerat.
Kostenlos durch die Alpen – auf Kosten der Alpen
Der eigentliche Kern des Problems, das stetig steigende Verkehrsaufkommen durch die Alpen, bleibt jedoch ungelöst. Dabei liegen die Lösungen auf dem Tisch. Der Bund muss allem voran bei den Kosten ansetzen. Die Schweizer Strassen gehören zu den modernsten und teuersten in Europa und ihre Nutzung ist, von der 40 CHF-Jahresvignette abgesehen, kostenlos. Während umliegende Alpenländer aufwändige Infrastrukturbauten oder zentrale Transitrouten bepreisen, gibt es die Schweizer Alpen fast zum Nulltarif. Das zieht Durchgangsverkehr an. Eine dynamische Alpenmaut kann Abhilfe schaffen, indem sie Verkehrsspitzen glättet und das Verursacherprinzip stärkt. Doch der Nationalrat lehnte deren Einführung im Mai mit Stichentscheid der Präsidentin äusserst knapp ab. Ein Zufallsentscheid: 17 Ratsmitglieder fehlten, einige enthielten sich.
«Nicht die Ferienreisenden sind die Leidtragenden, sondern die Menschen in den Alpentälern. Schützen wir Sie!»
Wenn Politik versagt, handeln wir
Pro Alps will sich mit dieser Tatenlosigkeit von Bund und Parlament nicht abfinden und prüft aktuell, ob die Einführung einer dynamischen Alpenmaut per Volksinitiative zur Abstimmung gebracht werden soll. Umfragen zeigen: Die Bevölkerung steht mehrheitlich hinter dieser Idee. Wichtig ist dabei, sozialverträgliche Lösungen zu finden, etwa mit Mehrfahrtenkarten oder Ausnahmen für die lokale Bevölkerung, insbesondere im Tessin.
Unser politischer Einsatz braucht auch ein sichtbares Zeichen. Am 9. August 2025 versammeln wir uns auf dem symbolträchtigen Gotthardpass, um ein flammendes Zeichen für den Schutz der Alpen vor dem überbordenden Verkehr zu setzen. Seien Sie dabei und werden Teil dieser kraftvollen Tradition!
Mahnfeuer auf dem Gotthardpass
Wann: Samstag, 9. August 2025
Was: Wanderung, Abendessen und Alpenfeuer, Übernachtung Infos und Anmeldung: bis 31. Juli 2025
Trotz klarer Aufträge aus dem Parlament bleibt der Bund beim Verkehrsmanagement auf den Alpenachsen weitgehend untätig. Pro Alps fordert nicht nur Massnahmen – wir treiben sie aktiv voran, um die Alpenregionen wirksam zu entlasten.
2023 erhielt der Bundesrat auf Initiative des Urner Nationalrats Simon Stadler den Auftrag darzulegen, wie das Verkehrsmanagement im alpenquerenden Verkehr verbessert werden kann. Weitere Vorstösse aus dem Parlament forderten ebenfalls konkretes Handeln.
Der Bund hat daraufhin über 80 Massnahmen geprüft, aber kaum etwas umgesetzt. Lediglich zwei bestehende Ansätze sollen weiterentwickelt werden: Im Urnerland sollen bei hohem Verkehrsaufkommen Ausfahrten, mit Ausnahme von Altdorf, gesperrt werden. Im Bündnerland werden vermehrt automatische Dosieranlagen eingesetzt.
Pro Alps engagiert für die Alpen
Immerhin hat der Nationalrat kürzlich mit der temporären Sperrung von Kantonsstrassen und der Verpflichtung für Navianbieter, diese abzubilden, zwei weitere Massnahmen gegen den Ausweichverkehr gutgeheissen. Doch das Grundproblem – das stetig wachsende Verkehrsaufkommen – bleibt ungelöst. Pro Alps setzt ihre Überzeugungsarbeit konsequent fort, um Nationalrätinnen und Ständeräte für die Anliegen des Alpenraums zu sensibilisieren und tragfähige Lösungen zum Schutz der Alpen voranzubringen
Pro Alps
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