Ein seltener Anblick: Luft auf der Europabrücke – normalerweise donnern Lastwagen und Autos dicht an dicht auf der Brennerautobahn.
Die Belastungsgrenze der Menschen entlang der Brennerautobahn ist längst überschritten. Entlastung ist nicht in Sicht – im Gegenteil.
Jährlich queren rund 2,4 Millionen Lastwagen die Alpen über den Brennerpass im österreichischen Tirol. Massnahmen zur Entlastung des Hauptübergangs zwischen Nord- und Südeuropa, wie die Blockabfertigung und das Nachtfahrverbot wirken, sind aber eher ein Tropfen auf den heissen Stein. Gleichzeitig weichen immer mehr der rund 12 Millionen Autos, die jährlich den Brenner passieren, auf Nebenstrassen aus. Das belastet die Dörfer zusätzlich. «Der Ausweichverkehr, durch moderne Navis gefördert, führt zu neuen Konflikten», sagt der Verkehrswissenschaftler Stephan Tischler. Als Nothilfe und zum Schutz der Anwohnenden sperrt die Tiroler Landesregierung Ausweichrouten während Verkehrsspitzenzeiten temporär.
«Die Alpenregionen müssen zusammenstehen, um gemeinsam nachhaltige Lösungen für den Transitverkehr umzusetzen.»
Foto: Herwig Zottel
Der Verkehr auf der Brennerautobahn dröhnt unablässig. Trotzdem klagt Italiens rechtspopulistischer Verkehrsminister Salvini vor dem Europäischen Gerichtshof: Österreichs Schutzmassnahmen verletzten aus seiner Sicht den freien Warenverkehr. Gleichzeitig fordert eine Koalition der Wirtschafts- und Transportindustrie die schnelle Aufhebung der Massnahmen. «Die Chancen stehen schlecht, dass wir die Fahrverbote für den Güterverkehr wie zum Beispiel das Nachtfahrverbot mittelfristig in der gegenwärtigen Form halten können. Der internationale Warenverkehr scheint wichtiger zu sein als der Schutz der Bevölkerung», konstatiert Tischler.
Gemeinsame Herausforderungen
Die Alpentäler entlang der Nord-Süd-Transitachsen stehen unter Druck, während wirtschaftliche Interessen und der Drang nach schneller Durchfahrt den Alpenschutz in den Hintergrund drängen. Als Stimme der Alpen und der Menschen in den betroffenen Regionen tauscht sich Pro Alps regelmässig mit Akteuren in anderen Alpenländern aus, um gemeinsame Lösungen für die zunehmende Belastung durch den Transitverkehr zu entwickeln.
Pro Alps
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