SBB Cargo cq5dam © SBB CFF FFS

Verladeterminal SBB Cargo

Die SBB streicht erneut zentrale Angebote im Güterverkehr auf der Schiene – diesmal im kombinierten Verkehr (KV). Die Politik muss endlich aufwachen, ihren Verfassungsauftrag wahrnehmen und die SBB in die Schranken weisen.

Noch im Jahr 2023 hatte die SBB den kombinierten Verkehr unter dem Konzept «Swiss Cargo Logistics» als Zukunftsmodell hervorgehoben und wollte neue Terminals sowie deren Ausstattung mit Bundesgeldern fördern. Jetzt will die SBB unter dem Titel «Neuausrichtung» ein Grossteil der KV-Verkehre zusammenstreichen, auch im alpenquerenden Verkehr. «Das widerspricht dem Volkswillen für mehr Verlagerung auf die Schiene und belastet die Bevölkerung und die Umwelt an den Verkehrsachsen noch stärker», sagt Nara Valsangiacomo, Präsidentin von Pro Alps.

SBB Cargo im Sparwahn

Mit der jüngsten Ankündigung setzt die SBB ihre Kahlschlag-Strategie unbeirrt fort: Bereits im Frühjahr wurden Kürzungen sowie radikale Preiserhöhungen im Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) angekündigt. Dies obwohl mit der Revision des Gütertransportgesetzes Fördergelder gesprochen wurden. Und erst vor zwei Wochen wurde publik, dass die Rollende Landstrasse (Rola), wo die SBB Miteignerin ist, auf Drängen der SBB bereits Ende 2025 eingestellt werden soll. Dies entgegen dem politischen Willen und über 100 Millionen Franken an gesprochenen Bundesmitteln bis 2028. Pro Alps hat als Reaktion darauf die Resolution «Keine Rola-Lastwagen auf den Transitstrassen» verabschiedet.

«Es ist nicht mein Auftrag, im Inland Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, sondern das Defizit zu beheben», lässt sich der Leiter Güterverkehr von SBB, Alexander Muhm, am 20. Mai 2025 in den Medien zitieren. Diesen Sparauftrag hat sich die SBB selbst erschaffen. Denn sie lobbyierte in der Frühjahrssession 2025 intensiv gegen die Aufnahme eines offiziellen Verlagerungsauftrages ins Gütertransportgesetz in Form eines Verlagerungsziels für den Binnenverkehr. Der Grund für das Lobbying zeigt sich nun: Die SBB wollte unter dem Deckmantel der Eigenwirtschaftlichkeit freie Hand im Zusammenschrumpfen von SBB Cargo und nicht zusätzliche Verlagerung. Für Pro Alps ist das Vorgehen der SBB völlig verantwortungslos und kurzsichtig.

Es braucht die Verlagerung!

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ist kein Selbstzweck und sie ist entscheidend für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik: Güterzüge sind energieeffizienter, benötigen deutlich weniger Fläche als Lastwagen und verursachen massiv weniger CO₂- und Schadstoffemissionen. Sie entlasten Strassen signifikant, schützen Siedlungsräume vor Lärm und erhöhen die Verkehrssicherheit. Gleichzeitig stärkt eine leistungsfähige Schiene die Resilienz des gesamten Logistiksystems, etwa in Krisen oder bei Engpässen im Strassennetz. Die Schweizer Bevölkerung steht hinter der Verlagerung – doch die Politik muss diesen Willen endlich konsequent umsetzen. «Der Bundesrat muss jetzt endlich aktiv werden und die SBB in die Pflicht nehmen – sonst werden die Schweizer Strassen vollends im Lastwagenverkehr ersticken», sagt David Roth, Vorstandsmitglied von Pro Alps und Nationalrat. Mit der jüngst lancierten Petition für den Schutz der Alpen vor dem Verkehr fordert Pro Alps den Bundesrat auf seinen verfassungsmässigen Auftrag zum Schutz der Alpen endlich ernst zu nehmen und seiner Pflicht nachzukommen.

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