Mit über 70 Prozent des alpenquerenden Güterverkehrs auf der Schiene sind wir hierzulande auf einem guten Weg. Dennoch bleibt der Weg steinig, um die Erfolgsgeschichte der Schweizer Verlagerungspolitik weiterzuschreiben.
Vor 30 Jahren, am 20. Februar 1994, hat das das Volk Ja zur Alpeninitiative gesagt. Seitdem hat der Bund den verfassungsmässigen Auftrag, das Alpengebiet vor den negativen Auswirkungen des Transitverkehrs zu schützen. Hunderttausende Lastwagen wurden seither von der Strasse auf die umweltfreundliche Schiene verlagert und die Verlagerungspolitik wird auch heute noch als Erfolgsmodell gefeiert – weit über die Grenzen der Schweiz hinaus.
Rückverlagerung auf die Strasse
Doch nach langen Jahren der kleinen Fortschritte, scheint die Verlagerung aufs Abstellgleis geraten zu sein: In den letzten Jahren kam es zu einer Rückverlagerung von der Schiene auf die Strasse. Die Obergrenze der erlaubten alpenquerenden Lastwagenfahrten wird nach wie vor überschritten und die Zahl der alpenquerenden Lastwagen nimmt sogar wieder zu.
Der Strassengüterverkehr durch die Alpen ist im Vergleich zur Schiene ökologisch ineffizient. Er stellt ausserdem ein Sicherheitsproblem dar und beeinträchtigt die Lebensqualität von Menschen, Tieren und Pflanzen in den Alpen.
Doch damit nicht genug: es gibt sogar Bestrebungen, den Alpenschutz anzugreifen, um die Kapazität auf den Transitstrassen zu erhöhen. Dies obwohl mehr Strassen erwiesenermassen zu mehr Verkehr führen – ein Teufelskreis, der uns in die falsche Richtung lenkt.
Der Alpenschutz ist kein Selbstläufer. Wir halten den Druck zum Schutz des Alpengebiets vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs weiter hoch und fordern, dass der Kompass in der Verkehrspolitik wieder richtig kalibriert wird!
650'000 alpenquerende Fahrten
wären pro Jahr laut des Alpenschutzartikels und dem Güterverkehrsverlagerungsgesetz (GVVG) noch erlaubt. Aber...
...mit über 900'000 Fahrten
pro Jahr fahren immer noch zu viele Lastwagen durch die Alpen.
2,5 Mio. Lastwagenfahrten
So viele Lastwagen donnern in Österreich jährlich allein über den Brennerpass. Dank der Schweizer Verlagerungspolitik konnten solche Ausmasse bei uns zum Glück verhindert werden.
Der Alpenschutz ist in der Verfassung verankert
Die Schweiz hat 1994 JA gesagt zur Alpeninitiative. Seither regelt der Alpenschutzartikel in der Bundesverfassung in drei Absätzen den «alpenquerenden Transitverkehr». Dennoch lässt die vollständige Umsetzung bis heute auf sich warten. Wir bleiben dran!
Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT)
Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale umfasst das Netz von drei modernen Eisenbahntunneln: Die Transitzeiten für den Schienengüterverkehr werden erheblich verkürzt und die Kapazität sowie Energieeffizienz auf der Schiene erhöht.
Die Nord-Süd-Achsen der Schweiz
Die Nord-Süd-Achsen der Schweiz umfassen wichtige Verkehrswege wie den Gotthard- und den San Bernardino-Tunnel, die sowohl für den Strassen- als auch für den Bahnverkehr von zentraler Bedeutung sind.
Die Schweiz als Knotenpunkt
Die Alpen sind nicht nur Nadelöhr. Sie sind auch ein Knotenpunkt im Herzen Europas. Der Schweiz hat eine führende Rolle in der Entwicklung und Implementierung von Massnahmen zur Verlagerung des Güterverkehrs übernommen.
Warum ist der Strassengüterverkehr durch die Alpen ein Problem?
Der übermässige Güterverkehr auf der Strasse begräbt auf seinem Weg durch die Ruhe und Schönheit der Alpenregion unter sich. Die negativen Konsequenzen trägt die Bevölkerung an den Transitachsen.
Umweltschädlicher Schwerverkehr
Der Strassengüterverkehr ist im Vergleich zum Schienengüterverkehr wenig energieeffizient: Es braucht viel mehr Energie, um Güter auf der Strasse zu transportieren. Zudem verbraucht der Strassengüterverkehr mehr Fläche und verschleisst die Infrastruktur schneller.
Unnötiges Verkehrschaos
Überlastete Strassen führen zu häufigeren und längeren Staus, was sowohl den Güter- als auch den Personenverkehr behindert. Besonders in den engen Alpentälern potenziert sich dieses Problem, da die topografischen Bedingungen die Verkehrsströme zusätzlich verlangsamen. Zur Erinnerung: ein einzelner Lastwagen benötigt etwa den gleichen Platz wie drei bis vier Personenwagen. Dies bedeutet, dass Lastwagen nicht nur mehr Raum auf den Strassen einnehmen, sondern auch die Kapazität der Strassen schneller erschöpfen.
Klimaschäden des Strassengüterverkehrs
Der zunehmende Verkehr belastet die empfindlichen Ökosysteme der Alpen. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind in den Alpen schon deutlich sichtbar und stärker ausgeprägt als in anderen Regionen.
Alpenfaktor bei Lärm- und Luftbelastung
In den engen Alpentälern wirken sich die negativen Effekte des Strassengüterverkehrs deutlich stärker aus als im Flachland.
So bleiben die Luftschadstoffe – speziell bei Inversionslagen – länger in der Luft und die Lärmbelastung fällt durch die Enge der Täler höher aus.
Sicherheitsproblem auf der Strasse
In den Schwerverkehrskontrollzentren wird fast jeder dritte kontrollierte Lastwagen verzeigt. Dies zeigen die jährlich erhobenen Schwerverkehrskontrollzahlen, dessen Zahlen jedoch nur die Spitze Eisbergs widerspiegeln, da im Schnitt nur 4% der Lastwagen eingehender kontrolliert werden können. Trotz Kontrolle bleibt das Risiko bestehen, denn auf den engen und kurvenreichen Strassen der Alpen steigt das Unfallrisiko erheblich. Besonders gefährlich wird es, wenn unter solchen Umständen Gefahrgut transportiert wird, wie es auf dem Simplon-Pass unverständlicherweise noch immer der Fall ist.
Unfairer Wettbewerb bei Arbeitsbedingungen
Viele Lastwagenfahrende, gerade im internationalen Verkehr, werden sehr schlecht bezahlt und arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen und viel Stress. Das ist bei den Güterbahnen anders.
Das Social Dumping verhindert nicht nur einen fairen Wettbewerb zwischen Strasse und Schiene, sondern gefährdet durch überlastungsbedingte Unfälle zusätzlich noch die Sicherheit auf den Strassen.
Verlagerungspolitik ist gleich Alpenschutz!
Seit 1994 schützt der Alpenschutzartikel in der Bundesverfassung Berggebiete vor negativen Auswirkungen des Transitverkehrs. Führen wir diesen Erfolg weiter!
Wir halten den Druck für die Umsetzung der Alpeninitiative hoch, damit die Schweiz und ihre Alpen nicht von einer immer grösseren Verkehrslawine überrollt werden. Unser Ansatz hierbei: Verkehr vermeiden, verlagern, verträglicher gestalten.
Unnötigen Strassengüterverkehr vermeiden
Verkehrswachstum ist kein Naturgesetz. Daher sensibilisieren wir die Gesellschaft und Unternehmen für nachhaltige Transportlösungen und setzen uns für eine Verkehrspolitik ein, die unnötigen Strassengüterverkehr vermeidet – eine Politik, die die Alpen schützt, statt übernützt.
Verlagerung stärken
Unser zentrales Ziel ist es, den unvermeidbaren Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Auf politscher Ebene sorgen wir für eine Stärkung der Verlagerungspolitik.
Verbleibenden Verkehr verträglicher gestalten
Den verbleibenden Verkehr wollen wir verträglicher gestalten. In der Feinverteilung von Waren bleibt der Lastwagen unerlässlich. Doch Umwelt und Bevölkerung müssen vor negativen Auswirkungen geschützt werden.
Pro Alps setzt sich dafür ein, dass das Schweizer Erfolgsmodell weiterhin auf Kurs bleibt und die Alpen nicht unter die Räder kommen. Gemeinsam können wir eine nachhaltige Zukunft für die Alpen sichern und die Schönheit dieser einzigartigen Landschaft bewahren.
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des alpenquerenden Güterverkehrs in der Schweiz wird heute auf der Schiene transportiert – dank der durch die Alpeninitiative angestossenen Verkehrspolitik.